Sonntagsjournal: Interview zu den Öffnungszeiten

Von Christoph Bohn

Bremerhaven/Kreis Cuxhaven. Nach der Fusion hat die neue Weser-Elbe Sparkasse (Wespa) zum 9. März die Öffnungszeiten ihrer 40 Geschäftsstellen überarbeitet. Im Interview erläutert Manfred Draack, Direktor des Geschäftsfeldes Privatkunden, die Hintergründe.

 

Sie haben alle Öffnungszeiten überarbeitet. Warum, und was hat der Kunde davon?

 

Zum einen haben wir nun nach der Fusion im vergangenen Jahr die Öffnungszeiten stärker aufeinander abgestimmt und damit unseren Außenauftritt als ein gemeinsames Institut vereinheitlicht. Zum anderen haben wir mit der Anpassung der Öffnungszeiten mehr Zeit für kompetente Kundenberatungen geschaffen. Darauf wollen wir unseren Fokus legen: ohne Zeitdruck die Finanzangelegenheiten unserer Kunden erörtern, gerade auch außerhalb unserer regulären Servicezeiten. Dies ist während der Öffnungszeiten, insbesondere in kleineren Geschäftsstellen, nicht immer sichergestellt. Ungeachtet der Fusion dürfen wir aber auch nicht die finanzpolitischen Entwicklungen aus dem Auge lassen und stellen uns mit der Anpassung weiterhin betriebswirtschaftlich erfolgreich auf.

 

Auffällig ist, dass bis auf die Hauptstelle keine Filiale mehr durchgehend geöffnet hat. Ist das nicht eher eine Verschlechterung des Angebots?

 

Das Angebot der durchgängigen Öffnungszeiten für Serviceleistungen wurde weit weniger in Anspruch genommen als erwartet. Unsere Kunden nutzen immer mehr die fast durchgängig geöffneten zahlreichen Selbstbedienungsstandorte oder das Online-Banking. Insofern lässt der rückläufige Publikumsverkehr eine Anpassung zu. Nichtsdestotrotz sind wir aber vor Ort, wir gehen ja nicht nach Hause. Denn da, wo es um das persönliche Gespräch mit den Kunden geht, bauen wir unser Angebot aus und bieten Beratungen außerhalb der Öffnungszeiten an. Unabhängig von den geänderten Servicezeiten kann zudem nach wie vor an jedem Standort unser Selbstbedienungsangebot genutzt werden, da dieser Bereich weiterhin wie gewohnt zugänglich ist. Und unsere Internetfiliale ist niemals geschlossen.

 

Es scheint, dass Sie die Geschäftsstellen in Gruppen mit gleichen Öffnungszeiten aufgeteilt haben. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

 

Wir wollen unter Berücksichtigung des bisherigen Kundenverkehrs für möglichst viele Geschäftsstellen die gleichen Öffnungszeiten anbieten. Deshalb haben alle Geschäftsstellen künftig vormittags von 9 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet. Auch haben wir soweit wie möglich die Servicezeiten für Geschäftsstellen, die an fünf Tagen geöffnet sind, vereinheitlicht. So ist es gelungen, 28 Geschäftsstellen mit bisher fünf unterschiedlichen Öffnungszeiten zu harmonisieren.

 

Jedoch scheint es, als ob gerade im ländlichen Bereich größere Einschnitte erfolgt sind.

 

Dies erscheint nur im ersten Augenblick so. Es muss berücksichtigt werden, dass in den Geschäftsstellen der ehemaligen Sparkasse Bremerhaven bereits vor der Fusion die Öffnungszeiten geändert wurden: durch Anpassungen am Mittwochnachmittag und in der Mittagszeit. In der Regel haben wir insbesondere bei Geschäftsstellen in der Fläche, die auch bisher nicht an allen Tagen besetzt waren, nur die morgendliche Anpassung auf 9 Uhr, aber dafür bis 12.30 Uhr geöffnet. Insofern kann von größeren Einschnitten nicht die Rede sein.

 

Mittwochs und freitags sollen viele Filialen am Nachmittag nur für Beratungsgespräche geöffnet sein. Was versprechen Sie sich davon?

 

Wir wollen uns Zeit nehmen für alle Fragen und Wünsche, ausführlich auf alles eingehen können, was im Rahmen der Beratungen zur Sprache kommt. Hier legen wir in erster Linie Wert auf Qualität. Besonders wichtig ist uns, dass von Menschen vor Ort beraten wird. Zudem steigen die Anforderungen an hochwertige Beratungen beispielsweise vor dem Hintergrund gesetzlicher Vorschriften.

 

Sie verweisen bei der Neuordnung der Geschäftszeiten auf die stärkere Nutzung des Internets. Wie hat sich die Nutzung der Geschäftsstellen verändert?

 

Durch die stärkere Nutzung des Internets ist die Frequenz in den Filialen vor allem im Bereich des Mitarbeiter-Services zurückgegangen. Einfache Bankangelegenheiten werden von Jüngeren und zunehmend auch von Älteren per Online-Banking erledigt. Dieses kann jederzeit sicher und bequem von zu Hause und unterwegs genutzt werden. Andererseits ist der Bedarf an anspruchsvollen Beratungen mit ganzheitlichem Ansatz gestiegen. Persönliche Ziele und Wünsche im Rahmen des Finanzkonzeptes stehen im Vordergrund. Es geht nicht darum, nur irgendetwas zu verkaufen, sondern fair, transparent und offen im Sinne des Kunden zu beraten. Zu einem solchen Ort verändern sich unsere Filialen immer mehr.

 

Könnte das auf längere Sicht auch zu weiteren Einschränkungen der Öffnungszeiten und eventuell sogar zur Schließung einzelner Filialen führen?

 

Wir haben momentan keine weiteren konkreten Planungen zur Veränderung der Zeiten oder des Netzes. Wie in der Vergangenheit überprüfen wir aber regelmäßig den Geschäftsstellenvertrieb. Dabei haben wir die steigenden rechtlichen Anforderungen im Blick, aber auch die Bedürfnisse der Kunden und die individuelle Nachfrage.

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