Neubau ist nicht gleich Neubau

Wer einen Neubau plant, sollte sich Gedanken um die Themen Energiesparen und alternative Energien machen. Darauf weist das Team der Energieberatung der Weser-Elbe Sparkasse (WESPA) hin. Neben der Energieeffizienz sind auch die Behaglichkeit, der sommerliche Wärmeschutz sowie Schall und Feuchteschutz zu beachten, sagen Jennifer Weyerts-Polixa und Christian Benndorf. „Man sollte sich ganz genau überlegen, wie man sein Leben verbringen möchte, was einem wichtig beim Wohnen ist und wie das Ganze finanziert werden soll.“
Um den gesetzlichen Mindeststandard zu erfüllen, muss mindestens ein Effizienzhaus 55 erreicht werden. Eine Neubauförderung über das KfW Kredit Programm 297/298 (Klimafreundlicher Neubau) ist möglich, wenn ein Effizienzhaus 40 erreicht wird und das Gebäude in seinem Lebenszyklus so wenig CO2 ausstößt, dass die Vorgaben des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) erfüllt werden. Dies wird durch die Verwendung nachhaltiger Materialien und die Nutzung von erneuerbaren Energien erreicht. In Niedersachsen und Bremen sind außerdem die Vorgaben der jeweiligen Solargesetze hinsichtlich der Installationspflicht von PV-Anlagen zu beachten.
Ansonsten gibt es heutzutage bei einem Neubau nicht nur architektonisch viele Möglichkeiten, sondern auch energetisch. „Unterschiedliche Haustypen bringen ganz eigene Vor- und Nachteile beim Energieverbrauch und den Investitionskosten mit sich“, erläutert Jennifer Weyerts-Polixa. Sie gibt einen kurzen Überblick.
– Einfamilienhaus (freistehend): Diese Bauform sei beliebt, biete aber aufgrund der großen Außenhülle eine größere Angriffsfläche für Wärmeverluste. „Um heutige Effizienzstandards zu erreichen, sind gute Dämmung, luftdichte Bauweise und effiziente Heiztechnik, beispielsweise mit einer Wärmepumpe, Pflicht“, sagt die Energieberaterin.
Energiesparpotenzial: mittel bis hoch
Investitionskosten: hoch, vor allem bei Alleinlage
– Doppel- und Reihenhäuser: „Durch geteilte Wände mit Nachbarn sinken die Wärmeverluste deutlich“, sagt Jennifer Weyerts-Polixa. Der Heizbedarf sei meist geringer, da weniger Außenfläche vorhanden sei. Und: Auch bei geringer Grundstücksgröße lasse sich effizient bauen.
Energiesparpotenzial: hoch
Investitionskosten: mittel bis niedrig (je nach Ausführung)
– Effizienzhaus 40/40+ (nach KfW-Standard): Diese Häuser unterschreiten den gesetzlichen Mindeststandard deutlich. „Möglich wird das durch eine hochwertige Gebäudehülle, Wärmepumpe, Lüftung mit Wärmerückgewinnung und oft eine Photovoltaikanlage“, erläutert die Energieberaterin.
Energieeinsparpotenzial: sehr hoch
– Passivhaus: Das Passivhaus kommt nahezu ohne aktives Heizen aus. Warum? „Möglich wird das durch perfekte Dämmung, Dreifachverglasung und eine zentrale Lüftung“, sagt Jennifer Weyerts-Polixa. Der Verbrauch liege unter 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr.
Energieeinsparpotenzial: extrem hoch
Investitionskosten: hoch, aber langfristig sehr wirtschaftlich.
Die Auswahl ist also groß. Doch was lässt sich grundsätzlich sagen? Jennifer Weyerts-Polixa fasst zusammen: „Je kompakter und besser gedämmt ein Neubau ist, desto mehr Energie lässt sich einsparen.“ Zu bedenken sei, dass mit höherem Standard zwar die Baukosten stiegen, durch dauerhaft niedrige Betriebskosten und mögliche Fördermittel zahle sich die Investition aber langfristig aus.
„Durch die Verwendung nachhaltiger Dämm- und Baustoffe lässt sich nicht nur ein angenehmes Wohnklima und dadurch eine höhere Behaglichkeit schaffen. Auch die spätere Recyclingfähigkeit der verwendeten Materialien und die für die Herstellung benötigte Energie wird berücksichtigt, sodass die strengen Vorgaben des QNG-Siegels erfüllt werden können“, betont Benndorf.
Eines können die beiden WESPA-Energieberater Jennifer Weyerts-Polixa und Christian Benndorf aber nur hervorheben: „Auch bei einem Neubau sollte man die Dienste eines Energieberaters in Anspruch nehmen. Den passenden Energieberater finden Sie über die Energieeffizienzexpertenliste. Auch unser kostenloser Wohncierge®-Service ist Ihnen bei der Suche behilflich.“ (chb)