Interview mit Dr. Götz Pätzold

Bremerhaven. Ein Vierteljahrhundert hat Dr. Götz Pätzold die Geschicke der Sparkasse am Standort Bremerhaven mitgelenkt – davon zehn Jahre im Vorstand. Zudem gilt der 65- Jährige als einer der Männer, die die Fusion der Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln (KSK) und der Sparkasse Bremerhaven zur Weser-Elbe Sparkasse (Wespa) möglich gemacht haben. Jetzt ist er in den Ruhestand verabschiedet worden. Im Interview blickt er zurück.

 

Sie sind seit 25 Jahren im Vorstand der Sparkasse, davon zehn Jahre als Vorstandsvorsitzender. Mit welchen Zielen sind sie damals angetreten, und haben Sie diese erreicht?

 
Zweifelsohne war es mir zum einen sowohl als Vorstandsmitglied als auch als Vorstandsvorsitzender wichtig, eine bereits solide und gut aufgestellte Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln auch künftig erfolgreich weiterzuentwickeln. So etwas kann nur gelingen, wenn in allen Bereichen und auf allen Ebenen Teamarbeit im Vordergrund steht. Denn auch das „Team Vorstand“ kann seine Gesamtverantwortung nur effizient wahrnehmen, wenn eine ausgeprägte Vertrauensbasis vorhanden ist. Als Vorstandsvorsitzender habe ich mich dabei als Primus inter Pares (Erster unter Gleichen) gesehen, der für eine harmonische Zusammenarbeit seiner ressortverantwortlichen Kollegen zu sorgen hat. Es ist uns gelungen, in den zehn Jahren meines Vorstandsvorsitzes die Praxistauglichkeit dieses Modells Teamarbeit unter Beweis zu stellen. Zum anderen ist der erste länderübergreifende Zusammenschluss zur Weser-Elbe Sparkasse nach über sieben Jahren Fusionsarbeit ein wahrlich schöner Höhe- und Schlusspunkt. Und wenn ich jetzt die Geschicke der Weser-Elbe Sparkasse in die Hände eines kompetenten und harmonierenden Vorstandsteams lege, dann tue ich dies mit einem guten Gefühl.

 

Was macht einen Sparkassen-Chef aus?

 
Lassen Sie es uns allgemeiner halten: Was macht eine Sparkasse aus? Als Sparkasse sorgen wir nicht nur dafür, dass wir unseren Kunden alle Dienstleistungen und Serviceangebote zur Verfügung stellen können. Wir haben es uns auch zur Aufgabe gemacht, mittelständische Unternehmen oder Existenzgründer partnerschaftlich zu begleiten. Und darüber hinaus engagieren wir uns über den Sparkassenbereich hinaus für die Region, weil wir in enger Verbundenheit mit den Menschen in unserem Geschäftsgebiet stehen. Insofern habe ich als Sparkassenvorstand nicht nur die strategische, betriebswirtschaftliche Ausrichtung des Instituts vor Augen. Die mit dem Vorstandsamt verbundene Verantwortung bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Förderkultur und des gesellschaftlichen Engagements – und alle Aufgaben haben mir Freude bereitet.

 

Das Bankgeschäft hat sich in den 25 Jahren stark verändert. Was waren die größten Umbrüche?

 
Es gab zahlreiche grundlegende Veränderungen, angefangen bei den rechtlichen Rahmenbedingungen nach der Aufhebung der Anstaltslast und der Gewährträgerhaftung durch die kommunalen Träger im Jahr 2005. Im Arbeitsalltag etwa nahm die Computerisierung ihren Lauf. Infolgedessen eröffneten sich mit der digitalen Entwicklung neue Kommunikations- und Vertriebswege zwischen der Sparkasse und ihren Kunden. Über das Internet oder mithilfe von Apps für Smartphones können heutzutage Bankangelegenheiten erledigt werden. Damit einhergehend entstanden auch ein steigender Wettbewerbsdruck und die Konkurrenz zu den sogenannten Direktbanken, die ausschließlich über diese Medien mit ihren Kunden in Verbindung treten und damit eigentlich „Distanzbanken“ sind. Aber nicht nur die fortschreitende Digitalisierung stand und steht weiterhin an, auch die regulatorischen Vorgaben sind massiv gestiegen, maßgebliche Verordnungen vonseiten des Europäischen Parlaments, wie die Einführung von Sepa, dem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum, mussten umgesetzt werden. Es wird noch eine Reihe von weiteren Veränderungen geben, die künftig angepackt werden müssen.

 

Sie gehen in einer schwierigen Zeit von Bord. Besonders bedrohlich für den Bankensektor ist die Niedrigzinslage. Auf was muss sich die Sparkasse noch gefasst machen?

 
Die Wespa blickt zunächst einmal auf ein solides Geschäftsergebnis 2014 zurück. Das ist gerade in einer Fusionsphase, wie im vergangenen Jahr, keine Selbstverständlichkeit, aber dank des hohen Einsatzes aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich gewesen. Und die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres ist angesichts der gegebenen schwierigen Rahmenbedingungen wie die Niedrigzinslandschaft, ein sehr vorzeigbares Ergebnis. Gleichwohl sind die Planungen und die Geschäftspolitik darauf eingestellt, dass diese Zinspolitik noch einige Jahre so anhalten wird. Insofern bin ich mir sicher, dass die Wespa unter der Führung des neuen Vorstandsteams nicht nur dies, sondern auch die steigenden regulatorischen Anforderungen und den Megatrend Digitalisierung meistern wird.

 

Vor der Fusion waren Sie Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln. Welche Bedeutung hatte dieses eher ländlich orientierte Institut für die Region, und kann die Wespa deren Aufgabe gut fortführen?

 
Die Wespa ist ohne Zweifel ein großer Erfolg für das Zusammenwachsen der Region und stärkt die Wirtschaftsregion zwischen Weser und Elbe als ein Ganzes. Auch unter der Führung des neuen Vorstandsteams wird die Wespa Ansprechpartnerin in allen Finanzangelegenheiten für die gesamte Region sein. Durch Bündelung der Stärken aus beiden Althäusern hat und wird sich an dieser Ausrichtung nichts ändern.

 

Die Fusion mit der Sparkasse Bremerhaven war ein Meilenstein. Haben Sie die Fusion für möglich gehalten, und wie haben diese erlebt?

 
Die betriebswirtschaftlichen Erkenntnisse haben von Anfang an die Fusion als sinnvoll und zukunftssichernd bestätigt. Und nach dem ersten gescheiterten Zusammenschluss Anfang der 1990er Jahre stand eindeutig der Wunsch im Vordergrund, etwas gemeinsam zu gestalten und die Gemengelage der beiden Sparkassen hier vor Ort aufzulösen. Allerdings gibt es bei einem solchen Novum einer länderübergreifenden Fusion viel mehr Beteiligte, die eingebunden und viel mehr Interessen, die gewahrt und berücksichtigt werden mussten. Insofern hat die Entstehung der Wespa viel Arbeit und Schweiß gefordert, aber alle, die an den Gesprächen und Verhandlungen mitgewirkt haben, konnten dieses Mammutprojekt letztlich erfolgreich stemmen.

 

Mehr als ein Vierteljahrhundert Sparkasse haben sie miterlebt – und jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Wie geht es jetzt weiter?

 
Mit Eintritt in den Ruhestand werde ich jedenfalls nicht in ein schwarzes Loch fallen. Auch wenn die beruflichen Tätigkeiten und etliche der damit verbundenen Veranstaltungen wegfallen, werden noch einige Ehrenämter verbleiben, so dass keine Langeweile aufkommen wird. Schon während meiner aktiven Zeit habe ich mich bemüht, eine gewisse Ausgewogenheit von Beruf und Privatleben zu erreichen. Sicherlich werden sich die Gewichte jetzt deutlich in den Freizeitbereich verschieben. Da habe ich mir schon vorgenommen, sportliche Aktivitäten zu intensivieren, auf Reisen zu gehen und Freunde, Familie und Bekannte können sicherlich mit überraschenden Besuchen rechnen. Insgesamt freue ich mich darauf, als Ruheständler jetzt die Chance zu haben, das Leben intensiver zu genießen, als das bisher möglich war.

 

 

Quelle: Sonntagsjournal

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