Fit für die Zukunft

Fit für die Zukunft

Morderne Energieversorgung für altes Haus

Wichtige Zahlen wie erzeugter Strom und Wassertemperatur können jederzeit abgelesen werden.

Eine alte Ölheizung ist nicht mehr zeitgemäß. Natalie und Torben Retzke, beide um die 40 Jahre alt, haben den Heizungstausch zum Anlass genommen, ihr Haus fit für die Zukunft zu machen. Schon jetzt sind sie erstaunt, was das neue System kann.

„Angefangen hat alles damit, dass meine Schwiegermutter einen Ersatz für ihre kaputte Ölheizung benötigte“, erzählt Natalie Retzke. Ihr Mann Torben habe dann recherchiert und sei auf einen Infoabend einer Firma aus Altenwalde gestoßen. Dort ging es um neue Heizungsarten. „Und als ich für meine Mutter ein Angebot erstellen ließ, habe ich das für unser Haus gleich mitmachen lassen“, sagt Torben Retzke.

Pelletheizung statt Öl

Unser Haus – das ist ein Einfamilienhaus (Baujahr 1972) in Bremerhaven. „Die Firma hat sich alles genau angeschaut, war mehrmals da“, berichtet Natalie Retzke. Die Empfehlung: eine Holzpelletsheizung, Solarthermie, Photovoltaik mit Akku-Speichereinheit, Wallbox und einen speziellen Stromzähler. Warum keine Wärmepumpe? „Die Pelletheizung hat einfach noch etwas besser gepasst und sich bei unseren Verbrauchsdaten mehr gerechnet“, sagt die Bremerhavenerin.

So ersetzt nun eine

Im ehemaligen Ölkeller ist jetzt Platz
für die Pellets.

Pelletheizung die alte Ölheizung. Dort, wo im Keller vorher die Öltanks gestanden haben, befindet sich jetzt das Pelletlager. Eine Förderanlage sorgt zweimal am Tag für regelmäßigen automatischen Nachschub für die Heizung. „An das Geräusch musste ich mich erst einmal gewöhnen. Zu Anfang habe ich mich immer gefragt, wer denn jetzt gerade im Keller staubsaugt“, meint Natalie Retzke und lacht.

Ergänzt wird die Heizung von der Solarthermie-Anlage. Das auf dem Dach erhitzte Wasser wird in einem großen Wassertank im Keller gespeichert. Doch wird das Wasser denn überhaupt noch richtig warm? „Oh ja, ich war selbst auch erstaunt, wie heiß das Wasser jetzt noch ist“, sagt die Bremerhavenerin und liest vom Display die gegenwärtige Wassertemperatur ab: 52 Grad Celsius – nicht schlecht für Mitte Oktober.

Stromerzeugung auf dem Dach

Strom wird im Haus der Familie Retzke ebenfalls auf dem Dach erzeugt. Doch ganz so einfach war das Anbringen der Solar-Module für Strom und Warmwasser nicht. „Dafür musste ich erst das Dach des Altbaus sanieren lassen“, sagt Torben Retzke. Eine Maßnahme, die schon etwas kostet. Und doch hat sie sich gelohnt: Denn die Energie vom Dach reicht für die Versorgung des Hauses mit Strom. Überschüssige Energie fließt in den großen Akkuspeicher. Das reiche dann auch schon oft, um das Elektro-Auto über die Wallbox aufzuladen. „Da wir beide auch mal Homeoffice machen können, sehen wir, wann es sich lohnt“, meint Natalie Retzke.

Smarte Haustechnik

Und wenn der Strom mal nicht reicht? „Dann haben wir unseren normalen Stromanschluss“, sagt ihr Mann. Allerdings hat das Haus einen speziellen Stromzähler. Das heißt: Überschüssiger Strom, der nicht gespeichert werden kann, fließt ins Netz.

Und wie sieht es mit smarter Haustechnik aus? „Die Heizkörper konnte ich auch schon vor der Umrüstung mit einer App steuern. Das ist so geblieben“, sagt Torben Retzke. Nun könne er aber noch mehr: beispielsweise sehen, wie viel Strom gerade erzeugt und gespeichert wird – und eben, wie warm das Wasser aus der Solarthermie ist. Eine künstliche Intelligenz kommt hier aber noch nicht zum Einsatz.

Die Umrüstung des Hauses hat sechs Wochen gedauert

Sechs Wochen hat die komplette Umrüstung des Hauses gedauert – die „heiße Phase“ dauerte aber nur zwei Wochen. „Dabei hat sich die Fachfirma um alle Gewerke gekümmert – auch um den Energieberater. Wir hatten also einen Ansprechpartner für alles“, meint Natalie Retzke. So wurde das Dach saniert, Photovoltaik- und Solarthermie-Module installiert, der Akkuspeicher eingebaut, der Warmwassertank – ein großes Gefäß, das in mehreren Teilen angeliefert und dann zusammengesetzt wurde – aufgebaut, die alte Ölheizung und die Tanks ausgebaut und entsorgt, durch neue Pelletheizung mit Lager und Fördertechnik ersetzt sowie eine Wallbox angeschlossen. „Zum Schluss mussten im Keller noch alle neuen Leitungen und der Warmwasserspeicher gut isoliert werden“, erzählt Natalie Retzke. Denn der Keller sei nicht gedämmt, sondern „original 1970er-Jahre“, meint sie und lächelt.

Sanierung mit Fördergeldern und einem KfW-Kredit

Über eine App kann das Paar sehen wie viel Strom gerade erzeugt und gespeichert wird und wie warm das Wasser aus der Solarthermie ist.

Insgesamt sei die Sanierung nicht billig gewesen, sagen die Hausbesitzer. Allerdings hätten sie Fördergelder bekommen sowie einen günstigen KfW-Kredit. Hat es sich gelohnt? „Ich würde mal sagen, ja. Aber Genaues kann man nach zwei Monaten noch nicht sagen“, sagt Torben Retzke. Er sei nun gespannt auf den Winter.

Und ist noch mehr geplant? „Erst einmal sind wir jetzt gut für die Zukunft gerüstet“, meint Natalie Retzke. Sie sei froh, dass alle Arbeiten abgeschlossen seien. Ihr Mann sieht das genauso. Er könnte sich aber vorstellen, eventuell noch den Akku-Speicher zu erweitern – der sei modular angelegt. „Doch dazu müssten die Preise für die Akkus noch fallen“, sagt er. Erst einmal freue er sich aber über sein modernisiertes Haus. (chb)

Zitate: „Die Pelletheizung hat einfach besser gepasst als eine Wärmepumpe und sich bei den Verbrauchsdaten mehr gerechnet.“ Natalie Retzke

„Erst einmal sind wir jetzt gut für die Zukunft gerüstet. Wir könnten uns aber vorstellen, noch den Akku-Speicher zu erweitern. Dazu müssten die Preise aber noch sinken“ Torben Retzke