Aktienanleger in Bremerhaven und im Landkreis Cuxhaven können nach Präsidentschaftswahlen in Frankreich aufatmen
Die Franzosen haben im zweiten Wahlgang Emmanuel Macron zum neuen französischen Präsidenten gewählt. Er tritt in einer Zeit hoher Herausforderungen für Frankreich mit großen Umbauplänen an, gilt allerdings trotzdem als vergleichsweise weicher Reformer. Peter Klett, Vorstandsvorsitzender der Weser-Elbe Sparkasse, und Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, zu den wirtschaftlichen Folgen dieser Entscheidung.
Herr Klett, was bedeutet die Wahl von Emanuel Macron für die Sparer?
Das wichtigste zuerst: Unsere Kunden können entspannt auf das Wahlergebnis schauen. Die Gefahr einer europakritischen Führung Frankreichs ist gebannt. Emmanuel Macron muss aber noch beweisen, dass er die angekündigten Reformen tatsächlich umsetzen kann. Insofern bleibt abzuwarten, wie stark die positiven Impulse des neuen Präsidenten mit Blick auf den französischen Staatshaushalt wie auch auf die Wachstumskräfte unseres Nachbarlandes sein werden. Für eine Beurteilung der Handlungsmöglichkeiten der französischen Regierung müssen aber noch die im Juni anstehenden Parlamentswahlen abgewartet werden.
Und welches Ergebnis erwarten Sie bei den Parlamentswahlen?
(Klett) Macrons Zustimmung aus dem reformorientierten sozialistischen Lager wie auch aus dem bürgerlich-konservativen Lager deutet durchaus an, dass er es schaffen kann, nach den Parlamentswahlen im Juni eine handlungsfähige Regierung auf die Beine zu stellen.
Herr Dr. Kater, wie wird es nach den Wahlen an den Finanzmärkten weitergehen?
Die politische Mitte hat das Präsidentschaftsrennen in Frankreich für sich entscheiden können. Die Herausforderungen für die französische und die europäische Politik bleiben aber immens. An den Finanzmärkten wird es eine kurze Phase der Erleichterung mit weiterhin starken Aktienmärkten und einem starken Euro geben. Danach werden die politischen Themen zügig von den wirtschaftlichen Einflussgrößen, insbesondere der Diskussion um die weitere Zinsentwicklung verdrängt werden.
Stichwort: Zinsentwicklung. Ist bald Schluss mit niedrigen Zinsen?
(Dr. Kater) Die gute Nachricht ist, die Zinsen werden wieder steigen. Die schlechte: Es dauert voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre, bis sich dieser Trend bei sehr kurzfristigen Geldanlagen bemerkbar macht. Und vor allem werden die Zinsen nicht allzu stark ansteigen.
Und wie verhält es sich bei der Inflation?
(Dr. Kater) Die Inflation feiert in der Tat gerade ein Comeback, allerdings ein leises. Wir dürfen nicht vergessen, dass bis ins letzte Jahr noch Deflationssorgen herrschten. Wir kommen also von einem sehr niedrigen Niveau. Für dieses Jahr erwarten wir in Deutschland eine Inflationsrate von durchschnittlich 2,1 Prozent. Das ist langjähriger Durchschnitt. Die Europäische Zentralbank wird den Leitzins bei null belassen, auch wenn die Inflationsrate in Deutschland sogar kurzzeitig Werte über 2 Prozent erreicht.
Herr Klett, was bedeuten diese Entwicklungen für die Sparer in unserer Region?
Aufgrund weiterhin niedriger Zinsen und moderat steigender Inflationsraten schwindet oftmals das Vermögen bei den bei Sparern so beliebten Anlageformen wie Tagesgeld und Sparkonten. Daher sollten sie auch für andere Anlageformen, beispielsweise Wertpapiere, offen sein. Eine Grundregel ist besonders wichtig: Kunden sollten immer auf ein breit gestreutes Anlagekonzept setzen, denn damit ist man auf etwaige Marktbewegungen am besten vorbereitet.
Hintergrundinformationen
Über die Deka:
Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen. Gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften bildet sie die Deka-Gruppe. Mit Total Assets in Höhe von rund 245 Mrd. Euro (per 30.06.2016) sowie rund vier Millionen betreuten Depots ist sie einer der größten Wertpapierdienstleister in Deutschland. Sie eröffnet privaten und institutionellen Anlegern Zugang zu einer breiten Palette an Anlageprodukten und Dienstleistungen. Die DekaBank ist fest verankert in der Sparkassen-Finanzgruppe und richtet ihr Angebotsportfolio ganz nach den Anforderungen ihrer Eigentümer und Vertriebspartner im Wertpapiergeschäft aus.
Dr. Ulrich Kater (50), studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen und Köln. Promotion 1995 am Finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität zu Köln, daneben Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Köln, der Fachhoch-schule Köln und der European Business School. Von 1995 bis 1999 war Kater im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich.
Seit 1999 Mitarbeit am Aufbau der Volkswirtschaftlichen Abteilung der DekaBank, seit 2004 Chefvolkswirt der DekaBank, Vorsitzender der Kommission Wirtschaft und Finanzen im Verband Öffentlicher Banken seit 2006. Weitere Lehraufträge an der Universität Witten-Herdecke und der Zeppelin University Friedrichshafen.
Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu den Themen Geldpolitik, Währungspolitik, internationale Kapitalmärkte, Finanzpolitik, Alterssicherungs-systeme und internationaler Dienstleistungshandel, etwa: „100 Konjunkturindikatoren“, Cometis-Verlag, 2008, „Handbuch Europäische Zentralbank“, Uhlenbruch-Verlag 2005.
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